VOLARY (WALLERN) – das hölzerne Herz Europas
Volary befindet sich im tiefsten Zipfel Südböhmens, im südwestlichen Teil des Bezirks 16 km von Prachatice entfernt. Es liegt an der Teplá Vltava (Warme Moldau) im Böhmerwald und ist heute die größte Stadt des Böhmerwaldes. Auf jedem Schritt ist zu erkennen, dass dies ein Bezirk mit reicher, aber auch schwieriger Geschichte war.
Über die Einheimischen sagt man, dass sie von besonderem Charakter sind, skeptisch gegenüber neuen Entwicklungen, ungern heirateten sie außerhalb ihrer Umgebung, aber historisch waren sie immer sehr beharrlich. Nach dem Krieg wurden alle ursprünglichen Einwohner ausgesiedelt und es kamen hierher allerlei neue Leute, auf die sich die Bewertung schon nicht mehr bezieht. Heute ist Volary der größte Eisenbahnknoten des Böhmerwaldes, strategisch laufen hier Züge aus allen Weltrichtungen ein und genauso fahren sie von hier aus in alle Richtungen wieder weg.
Die Stadt liegt im Bereich des Naturschutzgebietes Šumava CHKO und an der Grenze zum Nationalpark Šumava. Die heutige städtische Anlage ist im Kessel der Teplá Vltava nördlich des Flusses gelegen, um den Volarský potok (Bach) herum. Zwischen den Betonhochhäusern findet man alte Holzhäuser im Alpenstil und dieser Kontrast verstärkt noch die Tatsache, dass seit dem 14. Jahrhundert hier der berühmte Goldene Steig von Passau nach Prachatice vorbeiführte. Gerade der Handel spornte die Entwicklung der damaligen Siedlung an und bestimmte vollständig den Gang der örtlichen Gesellschaft. Die Hussitenkriege und die folgenden Kriegsjahre, als Söldnerhorden durch das Gebiet zogen und die Kaufleute überfielen (eine von ihnen siedelte auf der Burg Hus 6 km von Volary entfernt), unterbrachen den Handelsaufschwung auf dem Goldenen Steig.
In den Gassen Česká, Václava Raise, Soumarská und Nádražní (Bahnhofsgasse) kann man Holzhäuser im Alpenstil besichtigen, die die aus der Steiermark und Tirol stammenden Hirten bauten. In den Bauten mit teilweise steinernem Erdgeschoß waren unter einem Dach Wohn- und Wirtschaftsräume untergebracht. Seit dem Jahre 1995 sind diese Bauten im Rahmen der Dörflichen Denkmalszone geschützt.
Im Jahre 1863 versetzte ein Brand der Stadt einen schweren Schlag. Er brach abends in einem der Ställe aus und befiel die Hälfte der Stadt. Das Feuer verschlang 59 Häuser, Kirche und Schule. Aus den Dokumenten der damaligen Zeit geht hervor, dass die Feuerglut am nächtlichen Firmament bis ins österreichische Linz zu sehen war. Am Tage nach dem Brand waren der Rest der Stadt und die Brandstätten einem zerstörerischen Sturm und dem über die Ufer getretenen Bach ausgesetzt. Die Zerstörung der halben Stadt brachte jedoch eine rasche Erneuerung und weitere Entwicklungen mit sich. Die neu erstellten Bauten waren nicht mehr ganz aus Holz, aber als Baumaterialien überwogen meistens Stein und Ziegel.
Gemäß gelebter Tradition ist der Name deutschen Ursprungs und wird von den Wäldern abgeleitet, die die Stadt umgeben, andere vertreten die Theorie von Ochsen (tsch. voli), also von Zuchtvieh. Eine weitere Version leitet den Namen von Andreas Waller ab, einem Prachatitzer Ratsherrn, der angeblich diese Orte kolonisiert haben soll. Das städtische Wappen hat in der Mitte vier Tannen, von denen die beiden mittleren höher sind: dies Symbol soll belegen, dass Volary immer das Recht hatte in den Wäldern frei Vieh zu weiden und Bäume zu fällen. Das Wappen wurde der Stadt am 30. April 1871 von Kaiser Franz Josef I. verliehen, das den Bewohnern den Status einer Stadt erteilte.
Einen Besuch lohnt das Museum in einem der historischen Holzhäuser von Volary. Außer den Dauerausstellungen - Todesmarsch, Alt Volary in Fotografien, Goldener Steig und Ausschnitte aus der Geschichte - ist hier auch eine neue Ausstellung des Kreuzweges zu besichtigen.